Dienstag, 4. Februar 2025

Jean Rouaud - Hadrians Villa in unserem Garten

 

Autor:

Rouaud ist ein 1952 in Nantes geborener, französischer Schriftseller, der bereits mit seinem Erstlingswerk 'Die Felder der Ehre' den bedeutenden französischen Literaturpreis Prix Goncourt ausgezeichnet. Seine eigene Familiengeschichte ist der Hauptgegenstand seiner Werke. Fünf Romane sind bisher erschienen sowie zwei andere Werke. All zu bekannt ist Rouaud bisher in Deutschland nicht geworden

Buch:

Dieses Werk ist der zweite Roman des Autors, 1993 erschienen und ein Jahr später in deutscher Übersetzung vorgelegt worden. In Bezug auf die Figuren im Roman soll es an den Erstling anschließen, im Mittelpunkt steht der Vater des Erzählers. Ich habe das Buch von einem damals sehr geschätzten Arbeitskollegen zum Geburtstag geschenkt bekommen und -zumindest nach meiner Erinnerung- nie gelesen. 

Hauptfiguren:
  • Joseph 
  • Pierre, sein Vater
  • Marie, seine Schwester
  • Johannes, sein Sohn, der Erzähler
Inhalt und Rezeption:

Randon ist ein fiktiver kleiner Ort in der Bretagne. Der Erzähler berichtet vom Leben seines Vaters Joseph, ein kleiner Handelsvertreter, der Materialien für den Schulunterricht vertrieb und nur 41 Jahre alt wurde. Entsprechend ist er viel unterwegs, berichtet wird etwa, wie er seine Routen mit Hilfe großer Landkarten, Nadeln und einem Faden plant. Und immer wenn er mal wieder nach Hause kommt, dann wartet das ganze Dorf auf den Rückkehrer, der als Ratgeber und Handwerker in allen Lebenslagen geschätzt wird, etwa als der ganz Bestand eines Porzellanladens durch das falsche Abbrennen von Petroleumlampen bei einem Stromausfall völlig verrußt wird. 

Der Vater interessiert sich für alte Steine (Menhire), die er am Wegesrand aufsucht, ich als Leser dagegen etwas weniger! Mit den Steinen will er im Garten ein Haus errichten (a la 'Hadrians Villa). Einer davon ist zu schwer, so dass sein altes Auto unter Last zerbricht. Der Charakter des offenbar früh verstorbenen Vaters erschließt sich aus kleinen Begebenheiten in der Erinnerung des erzählenden Sohnes, viele davon während der Vater als Vertreter in Westfrankreich unterwegs ist. 

Nett ist Berichterstattung vom Familienbesuch in Paris, aber nur kurz danach verreckt nicht nur das Auto, sondern in einer langen Szene wird vom frühen Tod des Vaters im heimischen Hause berichtet. Aber auch danach springt die Erzählung zeitlich wieder zurück, es werden weitere Erlebnisse aus dem Leben des Vaters erzählt, etwa als der während des Krieges vor einer Einberufung weglief, aber so richtiges Interesse daran flammt bei mir nicht auf. 

Lesespaßfaktor:

Rouaud schwelgt in Erinnerungen an eine alte, inzwischen modernisierte Bretagne, noch vor der großen Flurbereinigung. Er lobpreist der dörfliche Familienleben. Eine wirkliche Handlung gibt es nicht. Die Sprache ist auch in der Übersetzung durchaus schön und ist manchmal gefüllt mit kulturgeschichtlichen Anspielungen und gelegentlicher Ironie
"Jeder Kilometer machte dem Auto mehr zu schaffen Im Ölverbrauch legte es denselben Heißhunger an den Tag wie ältere Damen bisweilen beim Verzehr von Süßigkeiten."
Aber die Lektüre ist schon auch etwas langatmig, obwohl das Werk nur 218 Seiten hat. Erinnern werde ich mich an das Buch wohl schon in Kürze nicht mehr. 

♡♡♡