Donnerstag, 26. August 2021

Hermann Hesse - Roßhalde


Autor

Hermann Hesse ist einer der wenigen deutschen Literatur Nobelpreisträger. Er wurde 1877 in Calw geboren und lebte viele Jahre seines Lebens in der Schweiz. Er war kurze Zeit Buchhändler, lebte aber seit seinem ersten Romanerfolg mit 'Peter Camenzid' ab 1904 als freier Schriftsteller. Er verarbeitet in seine literarischen Werke eigene Lebenswege, Träume und Erkenntnisse, die aber von einer wunderbaren Allgemeingültigkeit sind.

Buch:

Ich habe schon einige Romane Hesses gelesen, insbesondere der 'Steppenwolf' hat mich in jüngeren Jahren stark beeinflusst. auch die bekannteren großen Romane 'Narziss und Goldmund. 'Siddartha' und natürlich das 'Glasperlenspiel' habe ich mit großem Vergnügen gelesen. 'Roßhalde' erschien 1914 und ist ein eher früher Roman Hesses und es ist interessant zu sehen, was von der literarischen Klasse Hesses hier schon angelegt ist. Das Werk umfasst lediglich 158 Seiten. Ein Freund Hesses, der Maler war, stand Pate für die Hauptfigur des Romans. Autobiografische Bezüge gibt es auch zur Figur des kranken Kindes, Hesses Sohn erkrankte im Alter von 3 Jahren im Jahr des Erscheinens dieses Werkes ebenfalls an Hirnhautentzündung. Schließlich trennte sich auch der Autor im wahren Leben von seiner Frau, allerdings erst 5 Jahre nach der Publikation dieses Eheromans.

Hauptfiguren:

Johann Veraguth, Maler
Adele, seine Frau
Otto Burkhardt, sein einziger Freund
Pierre, sein jüngerer Sohn
Albert, sein älterer Sohn


Inhalt und Rezeption:

Der Name des Romans bezieht sich auf das Anwesen, das Johann, seine Frau und der jüngere Sohn zusammen mit einigen Dienern bewohnen. Der ältere Sohn wurde auf ein Internat geschickt, da das Verhältnis zum Vater zerrüttet ist, er hatte nach dem Vater ein Messer geworfen.

Die Ehe ist lange erkaltet, Johann leidet unter der emotionalen Kälte seiner Frau. Er hat sich neben sein Atelier zwei Zimmer anbauen lassen und lebt weitgehend getrennt von seiner Frau und konzentriert sich ganz auf seine Malerei, die ihm einige Erfolge beschert. Einzig sein jüngerer Sohn Pierre hält ihn in Roßhalde, der Junge ist das Bindeglied und Objekt seiner ganzen Liebe.

Sein einziger Freund Otto, den er schon aus Kindertagen kennt und der in Indien lebt, kündigt seinen Besuch in Roßhalde an. Zur gleichen Zeit kommt auch Albert in den Sommerferien zurück ins Elternhaus. Johann verbringt einige intensive Tage mit Otto, der ihm gegen Ende seines Besuchs und nach seiner eigenen Beobachtung der Zustände im Haus den dringenden Rat gibt, die Familie zu verlassen und zumindest zeitweise mit ihm nach Indien zu kommen, damit er sich nicht selbst völlig verliert. So sagt er zu Johann, der ich in sein Atelier wie in eine Burg eingeschlossen hat:
    "Glücklich ist, wer hofft!"
Und genau diese Hoffnung ist Johann abhanden gekommen. Aber Johann kann sich zunächst noch nicht entschließen, eine solche fundamentale Veränderung in seinem Leben vorzunehmen, da er Pierre nicht verlieren will und seine Frau ihm eindeutig verwehrt hat, Pierre mit sich zu nehmen.

Als Johann für sich doch entscheidet, seine Familie zu verlassen, erkrankt Pierre. Zunächst wirkt er nur antriebslos, so als spüre er die Spannung zwischen seinen Eltern und rebelliert dagegen. Aber dann wird deutlich, dass der Junge doch ernstlich erkrankt ist, der Arzt diagnostiziert schließlich eine Hirnhautentzündung, an der Pierre schließlich stirbt. Während seines letzten Aufbäumens vor seinem Tod hat Adele in der Hoffnung, der Sohn möge doch überleben, Johann versprochen, er könne Pierre haben, aber es ist zu spät. Johann regelt alle finanziellen Dinge und trennt sich schließlich von seiner Frau.


Lesespaßfaktor:

Die Geschichte wird  hauptsächlich aus der Sicht von Johann geschildert, erst gegen Ende wird auch die Ehefrau etwas näher charakterisiert und ihre Gefühle bekommen ein gewisses Profil. Der ältere Sohn als Sohn der Mutter spielt nur eine untergeordnete Nebenrolle, die Ursachen des schlechten Verhältnisses zum Vater werden nur angerissen. Teilweise beschreibt Hesse die Familiensituation auch aus der Perspektive des siebenjährigen Pierre, der seine Gefühle noch nicht so in Worte fassen kann, dass sein Vater ihn wirklich versteht.

Im Mittelpunkt steht Johann, seine Freundschaft zu Otto, seine Liebe zu Pierre und seine Passion für seine Malerei. Der kurze Roman ist eine wunderbare Parabel über Freundschaft, Einsamkeit in der Ehe und Verlust. 

Dienstag, 24. August 2021

Jean d'Ormesson - Die Legende vom Ewigen Juden

 



Autor: 

Jean d'Ormesson wurde 1925 in Paris geboren. Er war Journalist, Schriftsteller und Literaturkritiker. Sein Vater war Diplomat und hat während des zweiten Weltkrieges zahlreichen Juden zur Flucht aus Deutschland geholfen. Er schrieb mehrere Romane, wovon 'La Gloire de l'Empire' und 'Au Plaisir de Dieu' (deutsch "Wie es Gott Gefällt') aus den 1970er Jahren besonders erfolgreich waren. D'Ormesson stammt aus einer relativ bedeutenden und reichen Familie und hat in Frankreich neben seinen journalistischen Tätigkeiten auch Politiker beraten. Er starb 2017.