Mittwoch, 1. Dezember 2021

Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel


Autor:

Den meisten Menschen ist Umberto Eco bekannt als Autor des wunderbar verfilmten Buches 'Der Name der Rose', das 1980 erschien. Eco wurde 1932 im Piemont geboren und starb 2016. Seine Erinnerungen aus der Jugend, insbesondere des Partisanenkrieges am Ende des 2. Weltkrieges hat er in zahlreichen Romanen verarbeitet. Nach seinem Studium der Philosophie und der Literatur hat er kurze Zeit beim Fernsehen gearbeitet, danach einige Jahre als Lektor in einem Mailänder Verlag. Ab 1963 dozierte er an verschiedenen Universitäten in Italien Ästhetik und visuelle Kommunikation, später als Professor für Semiotik (Zeichentheorie). Literarisch begann sein Erfolg bereits mit dem o.e. ersten Roman, er schrieb insgesamt sechs, das hier besprochene Buch ist sein zweiter Roman. Genretechnisch wird Eco der Postmoderne zugerechnet.



Buch:

Der Roman erschien im Original 1988, die deutsche Übersetzung ein Jahr später. Der Titel bezieht sich auf den französischen Physiker Foucault, der mit einem Pendelversuch die Erdrotation plastisch erklärte. Der Text ist voller Bezüge zu Geschichte, Verschwörungstheorien, Esoterik, Philosophie und Physik. Die Kritiken waren sehr gemischt, Eco selbst betrachtete das Werk als sein liebstes und gelungenstes.

Hauptfiguren:

Casaubon, Icherzähler, promoviert über die Templer
Amparo, seine brasilianische Geliebte
Lia, seine Freundin in Mailand
Jacobo Belbo, Lektor im Verlag
Diotallevi, Lektor im Verlag
Garamond, Verleger
Gudrun, Verlagsmitarbeiterin
De Angelis, Polizeiinspektor

Inhalt und Rezeption:

Der Icherzähler (später als Casaubon identifizierbar) lässt sich in Paris in ein technisches Museum einschließen, in zeitlich verschachtelten Rückblenden erfährt der Leser dann den Grund dafür.

Belbo informiert Casaubon vor seinem Verschwinden in einem Telefonat über eine Datei, die er unbedingt lesen müsse, Casaubon braucht lange, den Code für die Datei zu knacken. über viele Seiten wird langatmig beschrieben, wie er auf das Passwort kommt. Nach und nach werden im Buch dann einzelne Dateien beschrieben, etwas über die Kindheit/Jugend Belbos während des Widerstands im zweiten Weltkrieg, vieles wirkt aber wie ein Fremdkörper und seltsam uninteressant, so dass ich diese Absätze oft nur überfliege.

Die Templer (Ritterorden im 12. bis 14. Jahrhundert, der als Eliteeinheit dem Papst unterstand und auf Druck des franz. Königs aufgelöst wurde), die eigentlich vor 700 Jahren ausgestorben sind, sollen seinen älteren Freund und Arbeitskollegen aus dem Verlag namens Belbo entführt haben. Casaubon hat in den 70er Jahren seine Dissertation über eben diese Templer geschrieben, als Experte wird er dann von Belbo gebeten, einen ihm vorgelegten Text eines Oberst Ardenti über diesen Orden zu begutachten, den er aber zunächst für Unsinn hält. Der Oberst behauptet aber, es gäbe die Templer noch, sie hätten in kleinen Einheiten in der Champagne überlebt und streben nun die Weltherrschaft an, da sie im Besitz des legendären heiligen Grals seien. 

Am Tag nachdem er seine fantastische Geschichte vorgetragen hat, erfahren die beiden Verlagsmitarbeiter und Casaubon, dass der Oberst ermordet sein soll, die Leiche aber verschwunden ist. Dieser eigentlich spannende Ansatz wird dann aber über hunderte von Seiten gar nicht weiterverfolgt.  Casaubon geht nach seiner Promotion erst einmal nach Brasilien, um seiner Freundin nahe zu sein. Dort vertieft er sich in die dortigen Mythen und erfährt zusätzlich viel über die Rosenkreuzer.

Nach seiner Rückkehr nach Mailand fängt nach einiger Zeit wieder im Verlag an und übernimmt einfache Recherchearbeiten. Der Verlagsinhaber will dann auch auf den erfolgversprechenden Zug okkultistischer Bücher setzen und unsere drei Verlagsmitarbeiter sind mitten drin, die richtigen Themen und Autoren zu finden. Entsprechendes wird dann seitenweise ausgebreitet, ohne das es die eigentliche Geschichte voranbringt. Alle irgendwie bekannten okkultistischen Themen werden irgendwie eingebunden, das kann sich aber ohnehin kein Leser merken. 

Bevor die drei Protagonisten dann ihre eigene Verschwörungstheorie entwickeln, steige ich aus der Lektüre aus, mir ist es ähnlich wie seinerzeit Marcel Reich-Ranicki schlicht und einfach zu langweilig, erschlagen von endlosen Namen und Verschwörungsgeschichten.

Lesespaßfaktor:

Man kann daraus schließen, dass der Lesespaß nicht besonders groß war, sonst hätte ich die Lektüre nicht auf Seite 431 (von 753) vorzeitig beendet. Viel zu viele Verschwörungstheorien ohne ein richtiges durchschaubares Handlungskonzept und ohne jede Spannung haben mich nicht fesseln können. Und die diversen Abschweifungen, etwa über die Partisanenkriege oder die diffusen Rückblicke anhand der Dateien Belbos machen es auch nicht besser. 

Zwar gibt es ein paar sprachliche Spielereien und eine witzige Typologie der Menschen, als Belbo die Menschen einteilt in Idioten, Dämliche, Dumme und Irre. Und natürlich weiß Eco unheimlich viel bzw. hat sehr intensiv für diesen Roman recherchiert. Aber selbst für gebildete Leser, zu denen ich mich immerhin rechne, sind die unzähligen Anspielungen einfach zu viel. 

♡♡

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