Sonntag, 21. März 2021

Michael Ende - Die Unendliche Geschichte

 


Autor:

Michael Ende lebte von 1929 bis 1995. Bekannt ist er vor allem als Autor von Jugendbüchern. Nach seinem Abitur besuchte er eine Schauspielschule und wurde eine Zeit lang Schauspieler an Regionaltheatern. Parallel verfasste er Texte für das Kabarett und Filmkritiken für Zeitungen. Sein erstes erfolgreiches Jugendbuch Ende der 1950er Jahre war 'Jim Knopf und der Lokomotivführer', wofür der Deutschen Jugendliteraturpreis gewann. Seine Werke für Erwachsene wurden von Kritikern nicht goutiert, was Ende frustrierte, er zog nach Italien. 1979 schrieb er das hier zu besprechende Werk, sein größter Erfolg, nur mit dessen Verfilmung war er nicht einverstanden.


Buch:

Die Mischung zwischen Realität war Ende ein Anliegen, das Michael Ende in diesem Buch verarbeitet. 'Die Unendliche Geschichte'  wird auch als Kritik an der modernen Welt und der Umweltzerstörung gelesen. Es ist ein märchenhafter, phantastischer und romantischer Bildungsroman. Das Buch war ein phänomenaler Erfolg und in Deutschland 3 Jahre lang auf Platz 1 der Bestsellerliste. Ich selbst war bei Erscheinen des Buches knapp 14 Jahre alt und an solchen Fantasy Geschichten nicht interessiert. Aber heute erscheint es mit doch interessant, mal einen solchen Klassiker der Jugendliteratur zu lesen.


Inhalt und Rezeption:

Bastian kommt in den Buchladen von Herrn Koreander und findet dort das Buch 'Die Unendliche Geschichte' über menschliche Leidenschaft. Da sein Leidenschaft das Lesen ist, wünscht er sich eine Geschichte, die niemals zu Ende geht. Er stiehlt das Buch und flüchtet sich auf den Schulspeicher, um es zu lesen.

Jedes der 26 Kapitel fängt in der Reihenfolge des Alphabets mit einem Wort an, das als Anfangsbuchstaben eben diesen Buchstaben hat. Die Geschichte spielt in Phantasien, wo verschiedene Fantasiewesen unter der Führung der Kindlichen Kaiserin leben.

Die Kindliche Kaiserin ist schwer krank und Ärzte bemühen sich bisher vergeblich um ihre Heilung. Sie hat daher Cairon, den Meister Heilkunst beauftragt, den Helden Atreju zu suchen und ihm den Auftrag zu geben, Phantasien zu retten. Zu diesem Zweck trägt er ein Amulett (AURYN = Glanz = Pantakel), das dem Träger die Macht verleiht und das Atreju erhält mit der Aufforderung, die Macht nicht zu missbrauchen.

Atreju durchstreift ziellos Phantasien und sieht dabei auch die Gefahr, das sich ausbreitende Nichts. Im Traum wird ihm offenbart, er solle die Uralte Morla suchen. Auf dem Weg dahin versinkt sein Pferd im Moor. Als er sie findet, gibt sie ihm den Hinweis, das die Kindliche Kaiserin schon endlos lange lebt, aber immer wieder einen neuen Namen benötigt, um weiterzuleben, aber wer kann ihr den geben? Der Junge wird zu Uyulala im Südl. Orakel geschickt. Auf dem Weg dorthin trifft er das Ungeheuer Ygramul, das ihm durch einen giftigen Biss dazu verhilft, an den weit entfernten Teil Phantasiens zu dem Südl. Orakel zu kommen. Auch die ersten Anzeichen, dass Bastian mehr in die Geschichte hineingezogen wird, mehren sich.

Um aber wirklich zu Uyulala zu gelangen, muss Atreju noch mehrere Tore überwinden, beim zweiten muss er in einen Spiegel schauen und sich selbst erkennen. Allerdings sieht er dann im Spiegel Bastian, das Hereinziehen von Bastian schreitet voran. Als er endlich Uyulala erreicht hat, spricht diese in Versform zu ihm und verweist auf die Äußere Welt, das Menschengeschlecht, welches einzig in der Lage sei, der Kindlichen Kaiserin einen neuen Namen zu geben, aber die Menschen waren schon lange nicht mehr in Phantasien.

Atreju trifft den Werwolf Gmork, der schon bei den Menschenkindern gewesen ist. Er klärt ihn auf, dass die Wesen Phantasiens, wenn sie ins Nichts stürzen, als Lügen und Wahnideen in den Köpfen der Menschen wieder erscheinen und das deshalb die Menschen nicht mehr nach Phantasien kommen wollen. Und diese Lügen wiederum zerstören Phantasien. Er reist weiter zur Kindlichen Kaiserin. Diese teilt ihm mit, dass er seinen Auftrag erfüllt habe, was Atreju nicht versteht, er erfährt dann aber, dass der Leser seiner Abenteuer, nämlich Bastian, durch das Miterleben mit ihm mitgekommen ist in das Land Phantasien und wenn ein Mensch aktiv kommt, dann ist es die richtige Art und er kann beide Welten retten.

Die Kindliche Kaiserin begibt sich zum Alten vom Wandernden Berg, um sich die Unendliche Geschichte vorlesen zu lassen, die damit erneut passiert, nur dass sie diesmal mit dem Besuch von Bastian im Buchladen beginnt, dieser also endgültig Bestandteil der Geschichte wird. Um den endlosen Kreislauf zu durchbrechen muss nun Bastian selbst was tun, er versinkt in die Geschichte und nennt die Kindliche Kaiserin nun das Mondenkind, womit er Phantasien neu aus seinen Wünschen erschaffen kann und wozu er das Amulett erhält. Zunächst will er schön, wagemutig und stark werden und dann selbst Abenteuer bestehen. 

Die Beschreibungen der einzelnen Räume und Orte werden nun aber etwas langatmig. Bastian trifft schließlich auf Atreju und Fuchur, als er an einen Wettkampf teilnimmt, wo er natürlich in allen Disziplinen der beste ist und somit als Retter Phantasiens von Atreju erkannt wird. Eigentlich machen sich Atreju und Bastian dann auf, den Ausgang in die reale Welt zu finden, tatsächlich aber reisen sie in die Mitte Phantasiens, zum Elfenbeinturm. Bastian wird dann plötzlich bewusst, dass er durch das Amulett zwar die Macht hat, dass alle seine Wünsche in Erfüllung gehen, er aber mit jeder Wunscherfüllung seine Erinnerung an die reale Welt verliert, was es gleichzeitig schwieriger macht, in die Welt zurückzukehren.

Die Stimmung kippt, die Freundschaft zu Atreju wird belastet durch die Veränderungen, die mit Bastian durch das fortschreitenden Vergessen und seiner Weigerung, überhaupt zurückzukehren, vor sich gehen, was wiederum Phantasien gefährdet. Seine Macht schwindet, einige seiner Freunde werden von Xayide gefangen. Auch wenn er sie retten kann bemerkt er nicht, dass mit ihm nun ein Spiel gespielt wird und er nicht mehr den Gang der Dinge beeinflussen kann, was ihn sehr wütend macht. Die ihm verliehene Macht verdirbt ihn zusehends, Xayide  manipuliert ihn und treibt einen Keil zwischen Bastian und Atreju , der die Trennung der beiden Freunde zur Folge hat. Und sie setzt ihm den Floh ins Ohr, er sei der legitime Nachfolger der Kindlichen Kaiserin, die ihren Elfenbeinturm verlassen hat. 

Bei der von ihr organisierten Kaiserkrönung kommt es dann zum Eklat als Atreju einen Krieg anfängt, da Bastian das Amulett nicht zurückgibt. Er verletzte Atreju zunächst schwer und folgt ihm dann, um Rache zu üben, dass er kein Kaiser geworden ist. Dabei kommt er in die triste Alte Kaiser Stadt, in der alle Menschen leben, die in der Vergangenheit ähnlich wie Bastian versucht haben, Herrscher über  Phantasien zu werden. Dort lernt er, dass man sich nur solange Wünsche in Erfüllung gehen, wie man sich an die eigene Vergangenheit erinnert. Die hat Bastian aber fast vollständig vergessen. Aber natürlich gelingt es ihm schließlich nach einigen weiteren Abenteuern mit den wenigen ihm verbleibenden Wünschen doch den Weg zurück zu finden, als er endlich seinen wahren Willen entdeckt und ihm verliehene fremde Macht, nämlich das Amulett, freiwillig zurückgibt.


Lesespaßfaktor:

Es geht um einen Außenseiterjungen, der sich in eine Traumwelt flüchtet und träumt, wie der mutige, unerschrockene Held der Fantasiegeschichte zu sein. Anders als der 'Herr der Ringe' von Tolkien ist dieses Buch doch sehr viel mehr ein Kinder- oder Jugendbuch, in seiner einfacheren Sprache und der doch etwas schablonenhaften Beschreibung der Charaktere der Fabelwesen. Ich habe mich noch nie sehr für Fantasy Geschichten interessiert, als Kind nicht und auch jetzt nicht. Aber ich kann mir gut vorstellen, dass auch Kinder und Jugendliche von heute an dieser Geschichte ihren Spaß haben könnten. Der Einfallsreichtum von Michael Ende ist jedenfalls groß. Die Grenzen zwischen Realität und Traum, zwischen Diesseits und Jenseits verschwimmen. Dass ich die Moral der Geschichte etwas aufdringlich empfinde, das liegt vermutlich an meinem Alter.

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