Samstag, 11. März 2023

Knut Hamsun - Segen der Erde

 


Autor:

Knut Hamsun ist ein norwegischer Schriftsteller, der von 1859 bis 1952 gelebt hat. Er wuchs auf dem Lande auf einem kleinen Bauernhof auf und wurde in seiner streng konservativen Haltung hierdurch stark geprägt. In jungen Jahren schlug er sich mit einfachen Arbeiten durch. Erste literarische Veröffentlichungen fanden ab 1878 nur wenige Leser. In den 80er Jahren des 19. Jahrhunderts war er zweimal in den USA, konnte dort aber auch nicht richtig Fuß fassen. 1890 hatte er dann ersten Erfolg mit dem Roman 'Hunger'. Danach erschienen zahlreiche Werke, er heiratete zweimal und hatte mehrere Kinder. Als Gegner des britischen Imperialismus sowie des Kommunismus war Hamsun im hohen Alter ein Anhänger Deutschlands und damit auch des Nationalsozialismus, was der Rezeption seines Werkes nach dem zweiten Weltkrieg erheblichen Schaden zufügte. Vorher war er allerdings eine Quelle der Inspiration für viele deutschsprachige Schriftsteller. Er galt als der beste Erzähler des 20. Jahrhunderts.


Buch:

1917 erschien sein bekanntester Roman, eben das hier zu besprechende Werk 'Markens Grøde' (Segen der Erde), für den er 1920 den Literaturnobelpreis erhielt und in dem er die Geschichte eines tugendhaften Ödlandbauern beschreibt, der sein Land urbar macht und von den Früchten seiner Arbeit lebt. Thomas Mann meinte, der Nobelpreis sei nie auf einen Würdigeren gefallen. 

Hauptfiguren:
  • Isak, ein Bauer
  • Inger, seine Frau
  • Eleseus, ihr ältester Sohn
  • Sivert, ihr zweiter Sohn
  • Leopoldine, ihre Tochter
  • Rebekka, ihre jüngste Tochter
  • Oline, Verwandte von Inger
  • Heyerdahl, der Lensmann
  • Geißler, ehemaliger Lensmann
  • Brede Olsen, Amtsdiener und Gerichtsbotes, später Nachbar von Isak im Ödland
  • Os-Anders, ein Verwandter von Oline
  • Axel Ström, Nachbar von Isak
  • Barbro,  Magd bei Axel und Tochter von Brede
  • Gustaf, Sohn des Nachbarn Aron
Inhalt und Rezeption:

Der Bauer Isak streift durch Lappland, hier Ödland genannt, und an einem unbestimmten Ort in der Wildnis lässt er sich nieder, um einen Bauernhof zu gründen. In der Einsamkeit ist es schwer, eine Magd zu finden, doch schließlich kommt Inger vorbei, hilft ihm zunächst, bleibt dann da. Sie ist durch eine Hasenscharte verunstaltet und als Kind damit gedemütigt worden; Isak vermutet, dass sie nur deswegen bei ihm in der Einöde geblieben ist. Sie gründen eine Familie, erst wird Sohn Eleseus geboren, später Sohn Sivert, die beide gesund sind und nicht entstellt. Isak hat jeweils nicht einmal gemerkt, dass seine Frau schwanger war, die Kinder kamen jeweils während seiner kurzen Abwesenheiten in der Stadt zur Welt. Mit viel Fleiß bauen die beiden ihren Hof immer weiter aus, vermehren ihren Tierbestand und vergrößern das Haus. Sie haben unter Missernten zu leiden, sind aber immer gottergeben und glücklich in ihrer Einsamkeit und im Kokon ihrer Familie.

Aber eines Tages kommt der Lensmann (vermutlich eine Art Beamter) aus der Stadt und verfügt, dass Isak einen Preis für das von ihm im Ödland besetzte Land zu entrichten habe. Und wie jedes Jahr kommt auch Oline wieder zu Besuch und stellt fest, dass Inger diesmal kein weiteres Kind hat, das nämlich von ihr getötet wurde, da es ebenfalls eine Hasenscharte hatte. Inger hatte ihrem Mann bewusst nichts davon gesagt, aber Oline sieht sie als Gefahr und die beiden Frauen streiten sich heftig. Isak erfährt davon und es kommt zu Spannungen zwischen den Eheleuten. Mehr aber fürchten sie die Außenwelt, das jemand den Kindsmord verraten könnte. Und das passiert auch, vermutlich hat Oline Inger angezeigt. Sie wird verhört und schließlich zu 8 Jahren Haft verurteilt. Auch muss Isak eine hohe Pacht für das von ihm vereinnahmte und urbar gemachte Land zahlen.

Nach einigen Jahren erwirkt Geißler nicht uneigennützig (er kauft Isak Boden ab, auf dem eine Kupfermine steht) Ingers Freilassung. Zusammen mit der in Haft geborenen Tochter kehrt sie zurück auf das Gehöft, das immer weiter gewachsen ist. Ihr Leben schreitet voran, der älteste Sohn geht ins Dorf in die Schule und Inger hat sich verändert. Während ihrer Haftzeit wurde sie an der Hasenscharte operiert und sie hat eine gut Ausbildung zur Schneiderin bekommen. Zurück in der Einsamkeit sehnt sie sich nun nach mehr Gesellschaft. Hochmut befällt sie, nun glaubt sie, dass sie auch einen besseren Mann hätte bekommen können, nun da sie nicht mehr so häßlich ist. Die charakterliche Veränderung Ingers wird wunderbar subtil und fast beiläufig in die Geschichte eingewoben. Genauso wie die sich anschließende gegenteilige Entwicklung, die zu streng religiöser Bestimmung führte und sie besonders enthaltsam werden lies. Aber warum sich das änderte, das bleibt doch im Dunkeln. In den folgenden Kapitel geht es viel um Eleseus und sein berufliche sowie private Zukunft. 

Die Besiedlung des Ödlandes schreitet voran, erste Ansiedlungen werden auch wieder verkauft. Es geht wie immer um Macht und Einfluss, eine Bauern scheitern. Man kann den Roman gut als Parabel auf die Sesshaftwerdung der Menschheit und die entstehende Ungleichheit zwischen den Menschen lesen. 

Im zweiten Teil wird zunächst viel über den Kleinbauern Axel und seine Magd Babro erzählt. Auch hier kommt es erneut zu einer Kindstötung, Babro bringt das Kind von Axel (oder war es doch von Eleseus?) um. Warum aber in diesem Roman das Thema doppelt beleuchtet wird, bleibt unklar. Die Siedlung wächst, vor allem als man anfängt, probeweise Kupfer abzubauen und gerät in Probleme, als der Kupferabbau wieder eingestellt wird. 

Isak hadert mit seinem Älterwerden und den schwindenden Kräften. Die Geschichte von Babro wird weitererzählt, sie kehrt nach dem Prozeß um den Kindsmord und einigen Monaten in Anstellung bei Frau Heyerdahl zurück zu Axel,heiratet ihn schließlich und bringt ein Kind zur Welt, das diesmal am Leben bleibt. Eleseus hat sich von seinem Vater ein kleines Landgut im Ödland kaufen lassen, er aber ist ein sehr schlechter Bauer und ein sehr schlechter Geschäftsmann und ziemlich perplex, als eines Tages kein Geld mehr von dem Eltern kommt. Mittels seines Bruders schafft er es aber, ein letztes Mal und das letzte Geld von seinem Vater zu bekommen und verschwindet damit auf dem Postschiff nach Amerika. Das Leben im Ödland geht seinen gewohnten Gang.


Lesespaßfaktor:

Das Buch ist gekennzeichnet durch seine archaische Sprache mit kurzen Sätzen, das passt zur Einfachheit des Landlebens der kleinen Leute im Ödland. Die Handlung selbst ist ist wenig inspirierend, die Geschichte ist heute aus der Zeit gefallen. 

Aber wie quasi aus dem Nichts hier eine kleine Gesellschaft im Ödland entsteht, wie die Menschen zusammenarbeiten und wie sich dann aber auch die Unterschiede herauskristallisieren, das ist gut geschrieben. Die menschlichen Eigenschaften wie Fleiß (Isak), Hochmut (Eleseus), Eifersucht (Oline), Geiz (Axel), Boshaftigkeit (Brede) oder Geschäftstüchtigkeit (Geissler) sind auf die verschiedenen Personen schön verteilt. 

Dennoch bin ich nach der Hälfte des Buches bin ich etwas ermüdet, so viel will ich vom kargen Landleben dann doch nicht wissen! Und die Themen, vor allem der Kindsmord, wiederholen sich. ls eine kürzere Novelle könnte ich mir dieses Werk besser vorstellen.

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