Samstag, 25. Mai 2024

W. Somerset Maugham - Der Magier

 


Autor:

Maugham wurde als Sohn eines englischen Anwalts 1874 in Paris geboren und aufgrund des frühen Todes seiner Eltern von einem Onkel aufgezogen und verbrachte viele Jahre in Internaten. Vielseitig interessiert studierte er in Heidelberg Deutsch, Literatur und Philosophie, später in London Medizin, worin er einen Abschluss machte. Im ersten Weltkrieg arbeitete er im britischen Geheimdienstdienst, war u.a. auch in Russland. 1917 heiratete er, die Ehe war aber belastet durch seine homosexuellen Neigungen (zu seinem Sekretär) und hielt nur bis 1928. Erste literarische Erfolge hatte er mit einem Aufsehen erregenden medizinischen Roman sowie mit einigen Theaterstücken, woraufhin er sich ganz dem Schreiben widmete. Er schrieb bis 1959, starb schließlich 1965 in hohem Alter in seinem Haus in Südfrankreich.


Buch:

Dieses Werk wurde bereits 1908 veröffentlicht, sein drittes Werk, erst 1958 erschien es in deutscher Sprache. Der Untertitel des Originals („A Black magic novel“) weist auf das Thema Schwarze Magie hin. Die Geschichte spielt im Paris des Jahres 1900. Nach dem Erscheinen wurden Plagiatsvorwürfe laut, angeblich soll er für diese Geschichte unter vielen anderen von H.G. Wells Passagen übernommen haben. Der Roman ist Teil der SZ Bibliothek, in der 50 große Romane des 20. Jahrhunderts veröffentlich wurden.

Hauptfiguren:
  • Arthur Burdon, englischer Arzt in Paris
  • Dr. Porhoet, sein väterlicher Freund, ebenfalls Arzt
  • Margaret Dauncey, Arthurs Verlobte, studiert Kunst in Paris
  • Susie Boyd, ihre Mitbewohnerin 
  • Oliver Haddo, Magier
Inhalt und Rezeption:

Der nüchterne Chirurg Arthur und sein Freund Dr. Porhoet spazieren zusammen im Jardin de Luxembourg in Paris, als ein Freund des Doktors vorbeikommt, der ebenfalls aus England stammende Magier Oliver, eine Berufsbezeichnung, mit der Oliver nichts anzufangen weiss. Abends, beim Essen mit seiner Verlobten und ihrer Mitbewohnerin Susie in einem Künstlertreff, kommt auch Oliver Haddo in den Gastraum, der über alle ihm bekannten Anwesenden kleine Spötteleien ausschüttet. Diese verschwinden dann auch schnell, so dass Haddo seine Löwenjagd- sowie ‚spirituellen‘ Erkenntnisse Arthur und seinen Begleitern erzählt, die sie eher als völlig übertrieben aufnehmen.

Ähnlich geht es weiter. Auf einem Jahrmarkt zeigt Haddo die Fähigkeiten eines Schlangenbeschwörers und selbst ein absichtlich herbeigeführter Biss einer giftigen Schlange kann ihm nichts anhaben. Die Damen sind entsetzt, der rationale Arthur glaubt nicht an Haddos (übernatürliche) Fähigkeiten.

Susie lädt Haddo zum Tee ein, es wird über Paracelsus philosophiert, der als reisender Arzt auch so allerlei wunderliche Tinkturen, etwa zur Verlängerung des Lebens entwickelt haben soll. Und Haddo berichtet von der angeblichen alchemistischen Erschaffung quasi-menschlichen Lebens (sog. Homunculi). Die Stimmung der Runde ist angespannt, der kleine Hund spielt verrückt und beisst Haddo, der ihn daraufhin tritt, woraufhin wiederum Arthur Haddo verprügelt. 

Ein paar Tage später bricht Haddo vor dem Margarets zusammen, sie fühlt sich verpflichtet, ihn mit ins Haus zu nehmen. Dort beginnt dann eine von ihr nicht gewollte Anziehung, die sie gegenüber Haddo verspürt. Er führt ihr kleine paranormale Kunststücke vor, eines davon versetzt in einen halluzinatorischen Zustand. Sie ist entsetzt, behält den Vorfall aber für sich. Die Beschreibung ihrer Visionen sind etwas sehr langatmig. Ab diesem Zeitpunkt fühlt sich Margret fremdbestimmt zu Oliver hingezogen und beginnt eine Affäre, gleichzeitig abgestoßen und angezogen, als hätte sie ihre Seele verkauft (Haddo als Faust). Das geht so weit, dass sie einen Heiratsantrag animmt, aber vorher noch einmal mit Arthur verführerisch gekleidet zum Essen geht, inzwischen wissend, dass ihre Freundin Susie in ihn verliebt ist.

Am nächsten Tag verschwindet Margret mit Haddo nach London. Susie und Oliver sind entsetzt, er will aber weder wahrhaben, dass Haddo Rache an ihm üben will, weil er ihn niedergeschlagen hatte, noch dass Margret ihn nicht mehr lieben könnte. Auch Dr. Porhoet glaubt, dass der Teufel in sie gefahren sein muss. Susie folgt ihr nach Monte Carlo, wo sie wilde Feste feiern und spielen, sie erkennt ihre Freundin nicht wieder, aus der sanftmütigen ist eine kalt berechnende Frau geworden. In London treffen sich alle zufällig zu einem äußerst peinlichen Abend wieder. Kurze Zeit später sucht Oliver Margret auf und sie sprechen erstmals über die Situation, Margret ist sich bewusst, vom Teufel besessen zu sein, sie leidet genauso wie er. Warum sie aber bei aller Fremdsteuerung durch Haddo sich ihrer Situation bewusst ist, das ist doch ziemlich unlogisch. Schließlich will Oliver Margret aus dem Klauen Haddos befreien und nimmt sie mit zu Susie. Aber der Einfluss Haddos ist so groß, dass Margaret zu ihm zurückkehrt. 

Susie und Oliver erfahren, dass Margaret eventuell als Opfer für Haddos Erschaffung von Homuncoli dienen soll und damit in Lebensgefahr ist. Oliver sucht sie erneut auf, um sie zu überreden, ihren Mann zu verlassen. Aber erneut kehrt sie zu ihm zurück nach England. Einige Zeit später beschliessen die drei, auch erneut nach England zu fahren, um einen letzten Versuch zu starten, Margret aus der Umklammerung Haddos zu befreien.sie kommen zu spät, Margret ist an einem Herzleiden verstorben. Oliver glaubt, dass sie ermordert worden sei und will dies beweisen oder Haddo eigenhändig umbringen. Mit viel Voodoo wollen sie Kontakt mit Margrets Geist aufnehmen, an der Stelle, an der Oliver das letzte Mal lebend gesehen hatte. Ihre Stimme ertönt, aber der Leser wird enttäuscht und erfährt nichts. In einem Hotelzimmer kämpft Oliver angeblich mit Haddo und erwürgt ihn, die anderen sehen aber keine Leiche. Die alberne Schlusssequenz ist wie in einem schlechten Horrorfilm: Die drei Freunde dringen in den Haus Haddos ein und finden in seinem Labor mehrere entstellte Lebewesen, eben diese Homunculi. Ob Margret dafür sterben musste, das bleibt offen.

Lesespaßfaktor:

Was soll man mit diesem Werk anfangen? Ja, die Diskrepanz zwischen Ratio und paranormalen Fähigkeiten wird deutlich herausgestellt. Es ist eine kitschige Geschichte, wenn auch recht schön geschrieben. Nicht erklärbare, manipulative Anziehungskraft bewirkt die Aufgabe des bürgerlichen Lebens Margrets. Sie ist vom Teufel besessen, in persona Oliver Haddos. Der Schluss dieses Romans ist schlimmster Splatterkitsch. Wieso bloß ist dieses Werk in die Liste der 50 großen Romane des 20. Jahrhunderts geraten? Wegen des schönen Schreibstils vergebe ich so eben noch zwei Sterne.

♡♡

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