Autor:
Steinbeck wurde am 27. 2.1902 in Salinas, Kalifornien geboren, er starb am 20.12.1968 in New York City. Er war ein US-amerikanischer Schriftsteller und einer der meistgelesenen Autoren des 20. Jahrhunderts, hat zahlreiche Romane, Kurzgeschichten, Novellen und Drehbücher verfasst. Zeitweilig arbeitete er als Journalist, war 1943 Kriegsberichterstatter im Zweiten Weltkrieg. 1940 erhielt er den Pulitzer-Preis für seinen Roman Früchte des Zorns und 1962 den Nobelpreis für Literatur. Seine Großeltern haben europäische Wurzeln (deutsch, irisch), die Großeltern väterlicherseits haben lange in Palästina gelebt. Sein abgebrochenes Studium in Stanford finanzierte Steinbeck mit Gelegenheitsjobs auf dem Bau, wo e viele Menschen kennenlernte, die später in seinen Romane typisiert wurden, Es dauerte länger, bis er als Schriftsteller Erfolg hatte. Aus den Recherchen für Zeitungsartikel über Wanderarbeiter entstammen die Ideen zur Novelle 'Von Mäusen und Menschen' und zu dem hier zu besprechen Werk, beides bis heute riesige Erfolge.
Buch:
Dieses sozialkritische und daher in den USA sogar zeitweise verbotene Werk wurde ein großer Erfolg und bereits kurz nach seinem Erscheinen 1939 von John Ford verfilmt. Es ist auch die Basis, warum Steinbeck 1962 den Literaturnobelpreis erhielt. Es geht um die Zeit der Großen Depression, in der viel Amerikaner verarmten.
Hauptfiguren:
- Tom ('Tommy') Joad, Farmersohn
- der alte Tom, sein Vater
- seine Mutter, ohne Namen
- seine Großeltern, ohne Namen
- John, sein Onkel
- Noah, Winfield und Al, seine Brüder
- Ruthie und Rose von Sharon, seine Schwestern
- Connie, Roses Verlobter
- Jim Casy, ehemaliger Prediger
In Oklahoma herrscht eine schlimme Dürre, als Tom Joad, frisch aus dem Gefängnis entlassen, wo er wegen Totschlags vier Jahre eingesessen hatte, zurück zu seiner Familie auf die Farm kommt. Kurz vor seinem Ziel trifft er auf den ehemaligen Prediger Casy, der aber inzwischen seinen Glauben verloren hat. Zusammen gehen sie zu seinem Elternhaus, nur um festzustellen, dass die ganze Familie den Hof verlassen hat, sie konnte die Pachtzinsen nicht mehr zahlen und die Grundeigentümer haben alles mit Baumwolle bepflanzt. Sie erinnern sich an die Eigenarten der Menschen, die hier gelebt haben und finden seine Familie auf dem Hof eines Freundes, gerade im Aufbruch nach Kalifornien begriffen.
Als alles noch Verwertbare verkauft ist, der Rest verbrannt ist, geht es mit einem alten, klapprigen Wagen los in Richtung Westen. Man stellt sich lakonische Fragen über die Zukunft:
Wie sollen wir leben ohne unser Leben? Woher sollen wir wissen, daß wir's sind -ohne unsere Vergangenheit?
und hat Angst vor der versprochen rosigen Zukunft in Kalifornien. Unterwegs treffen sie auf andere Hoffnungssuchende, haben technische Probleme mit ihrer alten Klapperkiste. Der Großvater stirbt an einem Schlaganfall, aus Geldmangel begraben sie ihn einfach neben der Straße. Die weitere Handlung ist schnell erzählt, die Fahrt nach Kalifornien ist beschwerlich, mal streikt das Auto, das Geld für Essen ist knapp und die Joads hören zunehmend Negatives aus Kalifornien, Menschen, die schon wieder zurückkommen, berichten von miesen Löhnen und katastrophalen Lebensbedingungen für die vielen Wanderarbeiter. Erwünscht sind die Neuankömmlinge nicht. Aber die Betrachtungen über die Hoffnungen und die gleichzeitige existierende Hoffnungslosigkeit sind von Steinbeck schon sehr eindringlich geschildert.
Kurz bevor sie ankommen, stirbt auch die Großmutter, Noah hat sich schon vorher von der Familie abgesetzt. Eindringlich beschreibt Steinbeck dann, wie sich die Landwirtschaft industrialisierte, Arbeiter durch Sklaven ersetzt wurden und die hunderttausende Flüchtling aus dem Osten die sowieso niedrigen Löhne weiter drückten und daher bei allen verhasst waren. Die Neuankömmlinge hausen in Zelten und Papphäusern am Straßenrand, während gutes Land oft aus geschäftlichen Überlegungen von den Eigentümern brach liegen gelassen wird. Und sie hungern.
Als ein Arbeitsvermittler mit einem Polizisten auftaucht und Arbeit anbietet, kommt es um die Frage nach dem Lohn zum Streit und einer der Männer (Floyd) wird als 'roter' Umstürzler bezeichnet, woraufhin dieser den bewaffneten Polizisten niederschlägt und Tom sich ebenfalls einmischt, als der Polizist um sich schießt. Jim nimmt die Schuld auf sich und wandert ins Gefängnis. Aus Angst, dass das Flüchtlingscamp von der Polizei abgefackelt wird, fahren sie weiter. Aber vorher haben sie weitere Verluste zu ertragen. Connie ist abgehauen. Überall schlägt ihnen der Hass entgegen auf ihrem weiteren Weg nach Süden.
Sie können in einem staatlichen, selbst verwaltetem Camp unterkommen, in dem es sauber und geordnet zugeht. Hier gibt es einen Hauch von Menschenwürde. Aber auch das Camp ist den Landbesitzern ein Dorn im Auge, sie haben Angst, dass sich die Billiglöhner organisieren und dann die Lohnkosten in die Höhe treiben. Wieso es plötzlich ein solches Camp gibt, das an eine utopische, kommunistische Idealwelt erinnert, das erschließt sich aber dem Leser nicht.
Den Joads geht im Camp das Geld aus, der Hunger greift um sich. Arbeit gab es nur mal tageweise und für immer niedrigere Löhne. Sie haben nur noch eine Tankladung Benzin und brechen auf, immer in der Hoffnung, woanders Arbeit zu finden. Und landen in einer Plantage, wo sie unwissend als Streikbrecher für einen Hungerlohn Pfirsiche pflücken können. Ein ganzer Tag Arbeit für die ganze Familie bringt ihnen genau einen Dollar, und um etwas zu essen dafür zu bekommen, müssen für eures Geld im farmeigenen Laden einkaufen. Die Farm ist umzäunt und es wird alles getan, dass sich die Arbeiter auf keinen Fall zusammentun können.
Als Tom abends mal die Farm heimlich verlässt, trifft er Casy wieder, der sich inzwischen den ehemaligen, nun protestierenden Arbeiter dieser Farm, die mit der Lohnkürzung nicht einverstanden war, angeschlossen hat und Tom überzeugt, dass auch die jetzigen Arbeiter protestieren müssen, denn sonst würde ihnen der Lohn halbiert werden. Als Aufseher kommen, wird Casy erschlagen, Tom wiederum erschlägt den Mörder Casy's und kann sich verletzt zurück auf die Farm retten, wird aber nun auch als Aufwiegler gesucht. Seine Mutter versucht, die auseinanderfallende Familie irgendwie zusammenzuhalten. Sie können die Farm mit dem versteckten Tom verlassen und haben dann endlich mal Glück, als sie eine Anstellung als Baumwollpflücker finden, immerhin gibt es nun genug zu essen für alle.
Aber die kleine Ruthie erzählt von Toms Problemen, so dass dieser die Familie verlassen muss. Al will ein junges Mädchen aus dem Nachbarwaggon heiraten und Rose bekommt ihr Kind, eine Totgeburt. Aber sind kann einem sterbendem Mann noch ihre Milch geben. Die Erntezeit ist vorbei, Arbeit gibt es im Winter nicht. Und es regnet pausenlos. Das Leben geht irgendwie immer weiter, auch in der größten Not. Es ist unendlich traurig.
Lesespaßfaktor:
Steinbeck hat sehr großes erzählerisches Talent, das Buch ist süffig geschrieben, spannend zu lesen. Neben der eigentlichen Romanhandlung baut Steinbeck seine gesellschaftlichen Überlegungen ein, über das disparate Amerika der 1930er Jahre, die große Depression, als viele Menschen ohne Arbeit sind, hungern und am Straßenrand sterben wie die Fliegen. Es ist das Gegenteil der 'vom Tellerwäscher zum Millionär' Geschichte Amerikas.
Es gibt ein paar kleine Szenen, etwa wie eine Schildkröte die Straße überquert, die sind wunderbar erzählt und lenken den Leser von der Tristesse ab.
Es geht um Verlust und um Veränderungen, wie kann der Mensch sein Auskommen bestreiten, wenn die alte Lebensgrundlage wegfällt, wie kann er die Familie zusammenhalten. Was ist der Sinn des Lebens? Die Antwort in diesem Buch ist die Familie. Sie steht im Mittelpunkt, auch wenn sie wie hier nach und nach immer weiter auseinanderfällt. Die Mutter ist die starke Persönlichkeit und kämpft für ihre Familie wie eine Löwin.
Es geht um die Not redlicher, arbeitswilliger Menschen, die um ihr Überleben kämpfen, in einem Land, das heute eines der reichsten der Welt ist. Kaum vorstellbar. Und es geht auch um die Kapitalisten, die lieber Lebensmittel vernichten, als sie an die hungernde Bevölkerung zu verteilen. Natürlich ist heute die Welt viel wohlhabender, aber diese Ungerechtigkeit gibt es auch heute noch. Das ist es, was dieses wunderbare Werk so zeitlos macht. Am Ende kommen einem die Tränen.
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