
Autor:
Schlegel (* 1772 in Hannover als Pfarrerssohn; † 1829 in Dresden), war ein deutscher Kulturphilosoph, Schriftsteller, Literatur- und Kunstkritiker, Historiker und Altphilologe. Er war neben seinem Bruder August Wilhelm Schlegel einer der wichtigsten Vertreter der „Jenaer Frühromantik“. Schlegels Ziel war nach eigenem Bekunden die verbindende Darstellung von Philosophie, Prosa, Poesie, Genialität und Kritik. Er war Anhänger der Philosophie Fichtes und persönlich bekannt mit Schiller, Goethe und Herder. Er studierte unter anderem Altphilologie und Philosophie. Anfangs beeinflusst von der Aufklärung, wandte er sich bald der romantischen Idee der Kunst, Individualität und Ironie zu. Neben Literaturkritik schrieb er auch über Geschichte, Sprache, Religion und Philosophie. Er gilt als Vordenker der literarischen Romantik. Seine Schriften trugen dazu bei, Kunst und Poesie als zentrale Ausdrucksformen menschlicher Freiheit und Tiefe neu zu definieren.
Buch:
Dieser Roman erschien 1799 als erster Teil eines geplanten vierteiligen Romanprojektes, das aber nicht vollendet wurde und beschreibt in Briefen, Dialogen, Aphorismen, Tagebucheinträgen und anderen literarischen Formen die Liebe von Julius und Lucinde. Es ist ein frühromantisches Romankonzept. Ein wichtiger Grundsatz dessen besagt, dass ein Roman stets sowohl einen Roman als auch seine eigene Theorie darstellen soll.
Hauptfiguren:
Inhalt und Rezeption:
Es beginnt mit einem sehnsuchtsvollen Brief von Julius an die scheinbar unerreichbare Lucinde, in dem er von seiner Liebe zu ihr erzählt. Ob dieser Brief abgeschickt und wenn ja gelesen wurde, das erfährt der Leser hier nicht.
Dann folgt eine überschwängliche Fantasie über Lucinde und seine intensive Liebe zu ihr, eigentlich über die ideale Liebe zwischen Mann und Frau. Diese Fantasie scheint sie aber immerhin gelesen zu haben. und er berichtet von der wunderbaren zweijährigen Wilhelmine, das Ideal eines kleinen Mädchens, wer sie ist, das wiederum wird nicht deutlich.
Die folgende 'Allegorie von der Frechheit' erschließt sich mir nicht. Eine Handlung gibt es bisher ohnehin nicht. als nächstes kommt die 'Idylle über den Müßiggang', hierin ein schöner Gedanke:
"..., denn der Fleiß und der Nutzen sind die Todesengel mit dem feurigen Schwerdt, welche dem Menschen die Rückkehr ins Paradies verwehren. Nur mit Gelassenheit und Sanftmuth , in der heiligen Stille der ächten Passivität kann man sich an sein ganzes Ich erinnern, und die Welt und das Leben anschauen."
Es folgt der längste Teil, der sich mir der Adoleszenz von Julius beschäftigt, ergo allerlei Begegnungen zu jungen Mädchen, bereits reiferen Damen, eine wird sogar mal namentlich genannt, Lisette. Es geht immer um seine -meist vergebliche- Bestrebung, die jeweilige weibliche Person zu besitzen. Detailliert werden die charakterlichen Eigenschaften der Frauen beschrieben, Lisette bringt sich sogar um, weil sie schwanger wird, ob von Julius ist aber nicht klar. Er selbst wird als überaus leidenschaftlicher Mensch geschildert. Irgendwann in der Reihe kommt dann Lucinde, zu der sich ganz besonders hingezogen fühlt, auch weil sie seine künstlerische Persönlichkeit spiegelt. Allerdings will er die Beziehung nicht Liebe nennen, sondern nur heftige Leidenschaft.
Ein Briefwechsel folgt, wobei der Leser nur seine Briefe lesen kann. Im ersten wird deutlich, dass sie Eltern werden und Julius seine neue Lebenssituation und seine Beziehung zu Lucinde reflektiert, in der momentanen räumlichen Trennung. Im zweiten bangt er um das Leben der kranken Lucinde, ist umso froher, als sie gesundet.
In einer Reflexion gibt es ein wenig Yin und Yang, das Männliche und das Weibliche, die sich im Universum ergänzen. Es folgen ein paar Überlegungen zur Freundschaft, ein Wechselgesang über die Liebe zwischen Julius und Lucinde.
Lesespaßfaktor:
Das ist Sturm und Drang vom Feinsten, leidenschaftliche Gefühle, Depressionen aufgrund unerfüllter Liebe. Aber es gibt keine Handlung, alles sind introspektive Betrachtungen, Gedanken über den Sinn es (romantische und künstlerischen) Lebens. Das ist meistens anstrengend zu lesen, belohnt wird man hin und wieder durch brillante Gedanken. Aber wirklich hängen bleiben wird von dem Werk bei mir nichts. Für mich handelt es sich gar nicht um einen Roman, eher um eine theoretische Betrachtung über die Liebe. Das die Figur der selbstbewussten Lucinde damals Anstoß erregte, ist heute nicht mehr vorstellbar, zumal sie gar keine wirklich gleichgestellt Person ist, in dem Sinne Frau=Natur, Mann= Geist.
♥♥♡♡♡
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