Mittwoch, 20. Januar 2021

William Shakespeare - Hamlet (Die Tragödie Hamlets, des Prinzen von Dänemark)

In der Schule im Englisch Unterricht haben wir damals irgendein Stück von Shakespeare gelesen und das, obwohl es nur ein Grundkurs war. Konsequenz war, dass es mich völlig abgeschreckt hat, weil ich das Englisch aus der damaligen Zeit schlicht und einfach nicht verstanden habe und zusätzlich gibt es im Alter von 17 oder 18 sicherlich Interessanteres zu lesen. Aber die großen Dramen von Shakespeare gehören natürlich zur Weltliteratur und viele Jahre nach dem Abitur habe ich mir mal bei Zweitausendeins das Gesamtwerk in 3 Bänden in der Übersetzung von Erich Fried gekauft und sporadisch das eine oder andere Stück gelesen. Inspiriert von David Foster Wallace (siehe https://draft.blogger.com/blog/post/edit/6490043978998660226/2491347435155523966) habe ich mich nun für die Lektüre von 'Hamlet' entschieden.



Autor: 

Die Biografie ist lückenhaft. Shakespeare wurde 1564 in Startford-upon-Avon geboren, sein Vater war Handschuhmacher und Gerber und damit ein geachteter Bürger der damaligen Zeit. Er ging wahrscheinlich zu einer schulgeldfreien, aber guten Schule und lernte dort u.a. Latein. 1582 heiratete Shakespeare eine anscheinend 6 Jahre ältere Bauerntochter namens Anne Hathaway, mit der auch einige Kinder hatte. Bekannt ist, dass er 1592 als Schauspieler und Drmatiker in London bereits einen Namen hatte. Als Theaterunternehmer verdiente er viel Geld und konnte sich ein großes Haus in seiner Geburtsstadt kaufen. In London soll er einen eher lockeren Lebenswandel gepflegt haben. Er starb 1616

Buch:

'Hamlet' erschien 1601 oder 1602, im Jahr des Todes seines Vaters oder kurz danach also. Es basiert auf Stoff aus dem Mittelalter (12. Jh.) des dänischen Autors Saxo Grammaticus. Hamlet gilt als skeptischer Mensch an der Schwelle zur Neuzeit, der erkannt hat, dass die Verfolgung einer reinen Idee in der Wirklichkeit nicht funktionieren kann.


Inhalt und Rezeption:

Erster Akt:

1. Szene: Hamlets Vater als König von Dänemark hatte einen Krieg gegen Norwegen geführt und als Sieger Land bekommen. Aber man befürchtet nun die Rache Norwegens, die ein Söldnerheer aufgestellt haben. Der Wache vor dem Schloss Elsinore erscheint in kriegerischer Form der Geist von H. Vater. Horatio, ein Freund von H., der die Wachen begleitet hat, soll zu ihm sprechen, aber der Geist verschwindet wieder als ein Hahn kräht.
2. Szene: Der aktuelle König Claudius, ein Bruder von H. Vater, der dessen Frau geheiratet hat, glaubt, dass die Norweger die Dänen für schwach halten nach den Thronwechsel, daher entsendet er Cornelius und Voltimand zur Verhandlung mit den Norwegern. Außerdem fordert er Hamlet, den Thronfolger auf, endlich seine Trauer über den Tod seines Vaters zu überwinden und im Lande zu bleiben und nicht zurück nach Wittenberg zu gehen. Der stimmt zwar zu, hadert aber in seiner Trauer damit, dass seine Mutter so schnell nach dem Tod des Vaters dessen Bruder geheiratet hat. Horatio kommt und erzählt H. vom Erscheinen des Geistes, der daraufhin an der kommenden Nachtwache teilhaben will.
3. Szene: Laertes, Sohn des Kämmerer Polonius, auf dem Weg zurück nach Frankreich, warnt seine Schwester Ophelia vor den Begierden H., der aber aufgrund der Tatsache, dass er dereinst König werden wird, bei der Wahl seiner Gemahlin nicht nur der Liebe folgen kann. Als beider Vater Polonius dazukommt, untermauert er die Warnungen vor H. als nicht tugendhaft.
4. Szene: H. nimmt an der Wache teil, der Geist erscheint, sagt aber nichts, sondern winkt H., ihm alleine zu folgen. Sein Freund Horatio der Offizier der Wache Marcellus raten ihm vergeblich ab, das zu tun. Hier dann auch der berühmte Ausspruch von Marcellus: "Es ist etwas faul im Staate Dänemark."
5. Szene: Als H. und der Geist seines Vaters alleine sind, erklärt der Geist, dass sein Tod (sic. des Vaters) Mord war und dass der eigene Bruder ihm den Saft des Schierlingskrauts ins Ohr getröpfelt hat, woraufhin sein Blut stockte. Er fordert H. auf, seinen Tod zu rächen. Obwohl Horatio und Marcellus nicht direkt gehört haben, was der Geist gesagt hat, lässt H. sie schwören, niemandem von der Erscheinung etwas zu sagen.

Zweiter Akt:

1. Szene: Polonius schickt seinen Diener zur Überwachung seines Sohnes nach Frankreich und instruiert ihn, wie er indirekt Menschen in dessen Umgebung zum Reden über seinen Sohn bringen soll. Der Zweck dieser Überwachung bleibt allerdings zunächst unklar. Seine Tochter berichtet ihm anschließend über einen Besuch von H. bei ihr, der (wegen der Escheinung des Geistes) völlig verwirrt war, aber Polonius schiebt dies auf die Verliebtheit H. in seine Tochter und will daher den König informieren.
2. Szene: Der König und die Königin bitten zwei frühere Freunde H., sich etwas um ihn zu kümmern, da er sich aufgrund des Todes seines Vaters so verändert habe. Der erkennt gleich, dass die Freunde nicht aus alter Verbundenheit zu hm gekommen sind, sondern dass nach ihnen geschickt wurde. Die Boten kehren aus Norwegen zurück mit der Nachricht, dass sich der Herrscher über die kriegerischen Aktionen seines Neffen Fortinbras gegen Dänemark erboste, ihn aber überzeugen konnte, auf einen Waffengang zu verzichten und die akquirierten Waffen stattdessen gegen Polen zu verwenden, wobei die Dänen den Norweger freies Geleit durch ihr Land gewähren sollen. Polonius informiert dann über die Verrücktheit von H. und erklärt dies mit der Liebe zu seiner Tochter. Damit König und Königin dies auch erkennen, will er ein Treffen von H. mit Ophelia arrangieren, bei dem dann König und Königin heimlich dabei sind und sich selbst überzeugen können. Zunächst erscheinen aber einige Schauspieler, die herumziehen und ihre Künste anbieten. Diese bittet H. um die Aufführung eines bestimmten Stückes, in der er eine Rede einflechten will, um zu prüfen, ob sein Onkel tatsächlich des Mordes an seinem Vater schuldig ist.

Dritter Akt:

1. Szene: Der König hat H. herbestellt, um heimlich zu beobachten, wie er auf Ophelia reagiert, von der nicht weiß, dass sie da ist. Bei seiner Ankunft fällt dann der berühmte Aussprich "Sein oder Nichtsein dann, das ist die Frage:...", der ein Auftakt ist zu einem Vortag über die Schwere des Lebens und den Wunsch nach Erlösung (durch Selbstmord?). Er rät Ophelia, ins Kloster zu gehen, da er sie angeblich nie geliebt habe und sie so ihre Ehrsamkeit bewahren könnte. Ophelia beklagt den vermeintlichen Wahnsinn von. H. sein Onkel, der König will ihn loswerden und nach England schicken.
2. Szene: H. instruiert die Schauspieler, nicht zu übertrieben zu spielen, damit die Botschaft auch ankommt. Das Stück ('Die Mausefalle') wird nun aufgeführt und in ihm geht es um die Beziehung eines Königs zu seiner Frau, der er wünscht, nach seinem Tod vielleicht einen zweiten Mann zu finden und zu lieben, was sie brüsk abgelehnt. Es gibt nun zahlreiche Anspielungen auf die Situation des richtigen Königs und seine Frau, H. Mutter, die ja genau dies getan hat. Als im Stück der König ermordet wird, steht der echte König auf und Polonius deklamiert "Das Spiel ist aus!" Das dient H. als Beweis für seine Schuld. Seine Mutter wünscht ihn anschließend zu sprechen.
3. Szene: Der König plant nun, H. nach England zu schicken. Aber ihn plagen auch Schuldgefühle, dass er seinen Bruder ermordet hat.
4. Szene: H. geht zu seiner Mutter und konfrontiert sie mit dem Mord an seinem Vater. Sie schreit nach Hilfe an den hinter einem Vorhang versteckten Polonius, der daraufhin von H. durch den Vorhang hindurch erstochen wird. Die Königin hält ihren Sohn für verrückt, insbesondere nachdem erneut mit dem Geist seins Vaters spricht. Aber H. weiht seine Mutter ein, dass er seinen Irrsinn nur vorspielt und er bittet sie, in der kommenden Nacht nicht zu ihrem Gatten zu gehen.

Vierter Akt:

1. Szene: Die Königin offenbart den Vorfall ihrem Gatten, beide planen dann die Abschiebung von H.
2. Szene: Die beiden früheren Schulfreunde von H. kommen zu ihm auf der Suche nach dem Leichnam von Polonius, aber H. weigert sich, ihnen den Ort zu nennen.
3. Szene: H. wird seinem Onkel vorgeführt, der ihm eröffnet, nach England zu reisen, wo er im Hintergrund bereits die Ermordung von H. vorbereitet hat.
4. Szene: Fortinbras, Prinz von Norwegen, begehrt nun Durchlass durch Dänemark, um nach Polen zu ziehen und dort Krieg um unwichtiges Land zu führen, was H. zu einer Tirade über einen so unsinnigen Krieg bringt.
5. Szene: Ophelia trauert um ihren Vater und verliert den Verstand, ihr Bruder Laertes kommt zurück und sucht beim König nach einer Erklärung für den Tod seines Vaters und sinnt nach Rache.
6. Szene: H. Freund Horatio erhält einen Brief von ihm, wodurch er erfährt, dass H. auf dem Weg nach England von Seeräubern gefangen genommen wurde. Außerdem soll Horatio Briefe an den König geben und schnellstens zu ihm kommen.
7. Szene: Der König und Laertes schmieden ein Plan, H. im Rahmen einer Wette in einem Fechtkampf mit eben Laertes zu töten, so dass sein Tod wie ein Unfall aussieht. Ophelia stirbt, als sie in einen Bach stürzt, war es Selbstmord?

Fünfter Akt:

1. Szene:  Zwei Totengräber heben das Grab für Ophelia auf, H. und Horatio kommen dazu, man philosophiert über den Tod. Dann erscheint der Trauerzug und als H. realisiert, dass Ophelia hier begraben wird, springt er zu Laertes ins Grab und ringt mit ihm, beide werden aber dann voneinander getrennt.
2. Szene: H. enthüllt Horatio den Plan des Königs, ihn auf der Reise nach England umbringen zu lassen. Dann kommt ein Hofadliger und lädt H. zum Fechtkampf wegen der Wette des Königs. Zunächst hat H. im Gefecht die Oberhand. In einer kurzen Pause bietet ihm die Mutter ein (vergiftetes) Getränk an, dass H. aber ablehnt, so dass seine Mutter unwissentlich davon trinkt und stirbt. Weil die vergiftete Pfeilspitze von Laertes im Kampf einmal getauscht wird und beide Kombattanten damit getroffen werden, haben beide auch nicht mehr lange zu leben. Vorher ersticht H. aber noch den König. Kurz bevor H. stirbt bittet er noch Horatio, der Nachwelt, den Norwegern und den Engländern von all dem Unrecht und Morden zu berichten.



Wie immer bei einem historischen Drama wirkt die Geschichte, wenn man sie in kurzen, heutigen Worten zusammenfasst fast etwas banal und natürlich sind die Handlungsstränge nicht immer logisch, H. ist von Seeräubern auf dem Weg nach England gefangen genommen worden, will aber bereits am nächsten Tag beim König in Dänemark vorsprechen, wie soll das gehen? Und am Ende der Geschichte haben sich alle wichtigen Figuren des Dramas gegenseitig umgebracht, das klingt doch eher nach einem schlechten Film.

Aber natürlich lebt ein solches Stück von der Moral der Geschichte, der Sprache und den verwendeten Bildern in derselben. Und die Sprache dieses Stücks ist wirklich toll, es ist kaum zu glauben, dass das Stück schon mehr als 400 Jahre alt ist. Hier ein kurzes, aber wunderschönes Zitat:
“ Des Schelmen Wort schläft in des Narren Ohr.”
Und bezüglich der Moral geht es vor allem um Macht, um Machtstreben und Machtmissbrauch. Die nach Macht Strebenden schrecken vor nichts zurück, jeder, der gefährlich werden könnte, wird beseitigt. Und am Ende stirbt gar der Held dieser Geschichte, der moralisch so gute H., der aber auch mehrere Menschen auf dem Gewissen hat.

Lesespaßfaktor:

Ist das alles heute noch aktuell? Ja, denn die moralischen Fragestellungen bleiben gültig. Machtstreben und Machtmissbrauch gibt es überall, genauso wie Intrigen und Habsucht. Und es ist interessant, dies alles in alter Sprache und in Versen zu lesen. 

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