Freitag, 30. April 2021

Leif Randt - Allegro Pastell

 

Autor:

Leif Randt ist ein junger (geb. 1983) deutscher Schriftsteller, der seit 2009 Romane veröffentlicht und dafür schon viele lokale Preise gewonnen hat. 

Buch:

Nach einem Klassiker von Goethe wollte ich mal wieder ein zeitgenössisches Buch lesen. Auf Empfehlung der "Zeit" widme ich mich daher dem hier vorliegenden Buch. Es ist der vierte Roman des Autors, erschien 2020 und es wurde für den Leipziger Buchpreis nominiert sowie stand auf der Longlist für den Deutschen Buchpreis. Es handelt sich um einen Liebesroman. Stilistisch Popliteratur und bis auf wenige fiktive Ausnahmen spielt der Roman der realen Welt.

Inhalt und Rezeption:

Phase 1:

Tanja kommt zu Ostern aus Berlin ihren Freund Jerome in Frankfurt besuchen. Dann wird kurz der Beginn ihrer Beziehung beschrieben und weiter geht es in ihrem Beziehungsalltag. Die Geschichte wird zunächst aus der Sicht von Jerome erzählt, einerseits die (oberflächliche) Handlung, andererseits seine inneren Betrachtungen zu ihrer Beziehung, zu seinem eigenen Leben und zu seiner Umwelt. Dann wird die Perspektive gewechselt und aus Tanjas Sicht erzählt.

Sie tauschen sich über alles aus, inkl. ihrer gelegentlichen Drogenerfahrungen auf Partys. Jerome entwirft eine Webseite für Tanja, die er ihr erstmalig an ihrem 30. Geburtstag zeigt. Kurz darauf trennt sich Tanja, die sich zu Janis, dem Freund ihrer besten Freundin in Berlin hingezogen fühlt, von Jerome, ohne dass dem Leser der Auslöser richtig deutlich wird, irgendwie ausgelöst durch die von Jerome gestaltete Webseite. Sie fährt zu ihren Eltern und bespricht sich mit ihrer Mutter, die selbst Therapeutin ist, was ihr aber auch nicht wirklich hilft.

Phase 2:

Das 8. Kapitel beginnt mit einem schnellen Wechsel zwischen den Aktivitätsberichten von Tanja, die jetzt eine Affäre mit Janis hat, die dann aber kurze Zeit später auch wieder auf Eis liegt, und Jerome, der versucht, mit der Trennung klarzukommen, die er nicht versteht. Er fängt eine Beziehung mit der alten Bekannten Marlene an. Einige Monate später meldet sich Tanja dann doch wieder bei Jerome. Man nähert sich wieder an und beschließt, gemeinsam auf die Hochzeit eines Freunde zu gehen. Aber richtig zusammenkommen tun sie zunächst noch nicht. Beide leben ihr Leben, treffen ihre Freunde und tauschen sich eher über Social Media aus. Tanja richtet eine Weihnachtsfeier mit ihrer Familie aus, Jerome besucht seine Mutter in Lissabon und trifft immer noch Marlene. Trotzdem verabreden sich Tanja und Jerome zu einer gemeinsamen Silvesterparty in Berlin, aber auch dort gelingt es beiden nicht wirklich wieder zusammenzukommen.


Phase Neu:

Jerome ist nun wieder mit Marlene zusammen und diese ist schwanger von ihm, ersteht vor einem 'reaktionären' Leben. Tanja schreibt weiter an ihrem nächsten Text, der aber von ihrer Lektorin nicht sehr positiv aufgenommen wird, ein ganz neuer Roman danach dann aber sehr wohl. Die weitere Entwicklung ihrer Kontakte zu ihrer Schwester oder ihrer Freundin und anderen Personen erfolgt über eine Reihe von Posts. Die beiden tauschen sich immer mal wieder per Mail oder Textnachricht aus Tanja erfährt von der Vaterschaft, lässt Jerome zum Schluss wissen, dass sie selbst jetzt erst einmal gerne alleine bleibt.




Figuren:

Jerome Daimler, Webdesigner, 35 Jahre
Tanja Arnheim, 30 Jahre alt, seine Freundin, Schriftstellerin
Sarah, ihre jüngere Schwester
Amelie, ihre Freundin
Janis, Amelies Freund
Jürgen Casper Daimler, sein Vater
Ulla, ihre Mutter
Konstantin, ihr Vater
Bruno und Julian, seine Freunde
Marlene, seine Grundschulbekanntschaft und spätere Freundin

Lesespaßfaktor:

Vieles ist leicht und flockig geschrieben, mit schönen Sätzen wie:

"Denn wenn man seiner Psyche oft schutzlos ausgeliefert schien, ließ sich die eigene Religiosität womöglich designen." oder
"Ich bin viel zu sehr in den Eigensinn hinein sozialisiert worden." 

"Eine Midlife Crisis fing vermutlich damit an, dass sich alles so anfühle, als wäre es schon mehrfach da gewesen, bei gleichzeitig sinkender Intensität." 

Manche Passagen plätschern dann aber auch so dahin, positiv gestimmt würde ich sagen, wie das so im Alltag einer Beziehung auch ist. Das Buch lässt sich zügig lesen, die Sätze sind relativ kurz und einfach verständlich in moderner Sprache formuliert ("an der Hand eines Girlfriends"; "keine Policies der Informationsvergabe vereinbart"). Ich merke aber auch deutlich, dass ich nicht zu der Generation der beiden Protagonisten gehöre, das Leben um die permanente Suche nach dem besonderen Kick und dem immer Neuen sowie einer ausgeprägten Ichbezogenheit war aber auch vielleicht noch nie meines, auch als ich um die 30 war. Der Kritik, es handele sich um eines der wichtigsten Bücher der deutschen Gegenwartsliteratur handelt, kann ich mich nicht anschließen, auch wenn ich nicht allzu viele Bücher davon kenne. 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen