Freitag, 19. Juli 2024

Johann Wolfgang von Goethe - Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand

 

Autor:

Goethe kennt wohl jeder. Geboren 1749 in Frankfurt am Main, gestorben 1832 in seinem Haus in Weimar. Er ist der bedeutendste Dichter deutscher Sprache und war nebenbei auch noch Naturforscher. Seine Eltern stammen aus einer angesehenen bürgerlichen Familie, zusammen mit seiner Schwester erhielt er früh eine umfassende Bildung. Er studierte Jura und arbeitete anschließend auch als Anwalt. Literarisch erzielte Goethe 1773 und 1774 seine ersten Erfolge mit dem Drama 'Götz von Berlichingen'  sowie dem Briefroman 'Die Leiden des jungen Werther'. 1775 wurde er an den Hof von Weimar geladen und nahm dort administrative Aufgaben wahr, was seine Kreativität belastete. Er befreite sich daraus erst 1786 durch eine zweijährige Reise nach Italien. Ab 1791 leitete er in Weimar als Freund des Herzogs viele Jahre das Hoftheater. Sein Drama 'Faust' von 1808 gilt als das bedeutendste Werk der deutschen Literatur überhaupt. 

Buch:

Hier handelt es sich um ein Schauspiel Goethes, das 1773 erschien und ein Jahr später erstmals aufgeführt wurde. Literaturgeschichtlich gehört es zur Gattung des Sturm und Drang, innerhalb von Goethes Werkverzeichnis zu den früheren Werken. Das Schauspiel spielt an über 50 Orten zu verschiedenen Zeiten, einzig der Charakter der Hauptfigur hält die Geschichte zusammen. Grundlage ist die echte Lebensgeschichte des Gottfried von Berlichingen aus dem 16. Jahrhundert. Dieses Werk machte Goethe seinerzeit berühmt. 

Hauptfiguren:
  • Götz von Berlichingen, Ritter
  • Georg, sein Sohn
  • Karl, sein anderer Sohn
  • Maria, seine Schwester
  • Elisabeth, seine Frau
  • Bruder Martin, ein Mönch aus Erfurt
  • Adelbert Weislingen, Jugendfreund von Götz, nun als Ritter Diener des Bischofs von Bamberg
  • Bischof von Bamberg
  • Olearius (eigentlich Öhlmann), Jurist
  • Liebetraut, Höfling beim Bischof
  • Adelheid von Walldorf, schöne Witwe am Hof des Bischofs
  • Kaiser
  • Hanns von Selbitz, einbeiniger Weggefährte von Götz
  • Franz von Sickingen, ebenfalls ein Gefährte von Götz
  • Franz Lerse, Reitersknecht
Inhalt und Rezeption:

Erster Aufzug:

Burgherr Götz von Berlichingen  - mit seiner rechten Eisenhand, da ihm einer Schlacht die eigene Hand abgeschlagen wurde- unterhält sich mit Bruder Martin über religiöse Dinge und erwartet einen Diener des Bischofs von Bamberg, mit dem er überkreuz liegt. Das ist sein Jugendfreund Weislingen, den er gefangen nimmt und auf seine Burg verbringt, weil dessen Dienstherr, der Bischof, wiederum seinen Sohn gefangen hält, um im Sinne des Kaisers gegen die Ritter vorgehen zu können. Und sie erinnern sich ihrer gemeinsamen Kindheit und Jugend. Obwohl der Bischof seinen Sohn nicht austauschen will, lässt Götz seinen Freund frei und stimmt einer Heirat mit seiner Schwester Maria zu. Dieser will sich fortan vom Bischof abwenden. 

Zweiter Aufzug:

Der Bischof sendet seinen Höfling Liebetraut zu Weislingen, um ihn von der Rückkehr nach Bamberg zu überzeugen, was auch gelingt. Götz fürchtet um die Loyalität seines Freundes und sendet seinen Sohn Georg zum Hof, um zu spionieren. Weislingen verliebt sich in die schöne Adelheid und Götz erfährt von dem Verrat von seinem Sohn. 

Dritter Aufzug:

Nürnberger Kaufleute beschweren sich beim durchreisenden Kaiser, dass sie von Götz ausgeraubt wurden. Daraufhin will der Kaiser Berlichingen festsetzen, verhängt über ihn die Acht, d.h. entzieht ihm alle bürgerlichen Rechte und gibt ihn damit zur Tötung frei. Dieser gibt seine Schwester Sickingen, einem seiner Vertrauten, zur Frau und schützt sie damit auch vor einem drohenden Überfall auf seine Burg. Es kommt zu einigen Scharmützeln mit den Truppen des Kaisers, er verschanzt sich in seiner Burg, wird belagert, will zunächst nicht aufgeben, wird dann aber dennoch gefangen genommen.

Vierter Aufzug:

Der Kaiser hält Götz in Heilbronn fest, im Rathaus muss er sich vor Gericht einer Untersuchung stellen. Falls er dem Kaiser ewige Treue schwöre würde, würde er freigelassen und die Acht würde aufgehoben. Das lehnt Götz ab, man will ihn ins Gefängnis stecken als sein Schwager Sickingen mit 200 Mann vor der Stadt steht und droht, sie anzuzünden. Er kehrt auf seine Burg zurück. Weislingen zürnt der Schwäche der Heilbronner und hat Angst vor der Vergeltung von Götz. Seine Geliebte Adelheid intrigiert weiter und hofft auf einen ihr gewogenen Nachfolger des Kaisers, um ihren politischen Einfluss weiter zu vergrößern, auf Weislingen nimmt sie dabei keine Rücksicht, im Gegenteil missbraucht sie sogar seinen Sohn für ihre Ränkespiele.

Fünfter Aufzug:

Ein Bauernaufstand beginnt, mit viel Mord und Totschlag. Um dem zu begegnen wollen einige der Anführer Götz zu ihrem Hauptmann machen, der für 4 Wochen diese Aufgabe annimmt, Aber er wird von den Bauern verraten, eine Stadt wird niedergebrannt, aber die kaiserlichen Truppen unter Weislingen nehmen die Aufständischen gefangen oder töten sie. Auch Götz wird wieder inhaftiert. Adelheid ist Weislingens überdrüssig geworden und bringt seinen Knappen dazu, ihn zu vergiften, sie wird anschließend wegen Ehebruchs und Mordes zum Tode verurteilt. Vorher hat er aber noch auf Marias inständige Bitte hin das Todesurteil gegen Götz aufgehoben. Dennoch stirbt Götz an seinen Verletzungen, an seiner Trauer, dass ihm alles genommen wurde und vor allem über den Tod seines Sohnes. 

Lesespaßfaktor:

Es ist ein klassisches Theaterstück, spielt im Mittelalter und ehrt das Rittertum. Im relativ kurzen Text übt Goethe aber auch durchaus Kritik an der Kirche und am Zölibat in Person des Bruder Martin ("Ich kenne keine Weiber, und doch war die Frau die Krone der Schöpfung!"). Er parliert über die Juristerei, mit einem kleinen Augenzwinkern ("...; der Pöbel hätte mich fast gesteinigt, wie er hörte, ich sei ein Jurist."), aber auch über die damalige Politik, etwa dass der Kaiser unzufrieden ist mit der Macht der zahlreichen Fürsten.

Im Sturm und Drang geht es verstärkt um die Erfüllung persönlicher Träume ("So gewiß ist der allein glücklich und groß, der weder zu herrschen noch zu gehorchen braucht, um etwas zu sein!"). Persönliche Beziehungen, Freundschaft und Liebe spielen neben der eigentlichen Handlung eine große Rolle. Es gibt in diesem Stück sehr viele Szenenwechsel, wodurch viel und schnelle Handlung geschaffen wird und anders als in späteren Werke lange Betrachtungen über das Leben fehlen. 

Ich finde, der 'Götz' ist ein kurzweiliges Stück, daher auch verständlicherweise seit der Veröffentlichung ein großer Publikumserfolg, aber hat noch nicht ganz die Tiefe der Spätwerke Goethes.

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