Samstag, 15. Oktober 2022

Paul Auster - Stadt aus Glas


Autor:

Paul Auster wurde 1947 in Newark (USA) als Sohn jüdischer Immigranten geboren. Bereits in jungem Jahren hat er sich sehr für Literatur interessiert und früh entschieden, selbst Schriftsteller zu werden. Aber zunächst studierte er Anglistik und Literaturwissenschaft und jobbte einige Zeit in Paris. Mitte der 70er Jahre kehrte er in die USA zurück und wurde Dozent an der Columbia Universität. Literarisch schrieb er zu dieser Zeit eher Drehbücher und kurze Theaterstücke sowie unter Pseudonym einen Krimi. Mitte der 80er Jahre feierte er dann mit der New York Trilogie seinen Durchbruch als Romancier. Der bisher letzte Roman erschien 2017. Auster gilt heute als einer der bedeutendsten amerikanischen Schriftsteller und wird auch in Deutschland sehr viel gelesen. 

Montag, 27. Juni 2022

Stendhal - Rot und Schwarz

 


Autor:

Stendhal ist das Pseudonym des französischen Schriftstellers Marie-Henri Beyle, der 1783 in Grenoble geboren wurde. Zu Lebzeiten eher Journalist und Kritiker, gilt er heute als herausragender Vertreter des literarischen Realismus. Da seine Mutter früh verstarb und er kein gutes Verhältnis zu seinem Vater hatte, der seine Tante geehelicht hatte, wurde er stark von seinem Großvater und seiner Großtante mütterlicherseits gefördert. Als junger Mann ging er nach Paris, lebte dort bei einem Cousin, dessen Familie Napoleon Bonaparte nahestand. Entsprechend nahm Stendhal an einigen Feldzügen nach Italien, Deutschland und Russland teil. Nach den Kriegen lebt er zeitweise in Italien, aufgrund seiner Beschreibungen einer Reizüberflutung in Florenz wurde nach ihm das Stendhal Syndrom benannt. Tragisch verliebt war Stendhal in eine verheiratete italienische  Dame aus reicher Bankiersfamilie. Er schrieb zahlreiche Reiseschilderungen, einige Novellen, einen Roman und hatte 1829 die Idee zu seinem zweiten Roman, eben den hier zu besprechenden 'Rot und Schwarz', der auch sein literarisches Meisterwerk wurde. Stendhal verstarb 1842 an einem zweiten Schlaganfall.


Donnerstag, 2. Juni 2022

Max Frisch - Stiller

 

Autor: 

Max Frisch wurde 1911 in Zürich geboren und verstarb ebendort knapp 80 Jahre später. Er waren neben seiner Autorentätigkeit auch als Architekt tätig. Bekannt wurde er durch Theaterstücke sowie drei bedeutende Romane, zu denen der hier zu besprechende zählt. Erst nach seinen ersten literarischen Erfolgen widmete er sich ganz dem Schreiben, verliess dafür sogar seine Familie. Kernpunkt vieler seiner Werke ist die Suche nach der eigene Identität sowie der Bilder, die andere von einem haben. 

Dienstag, 22. Februar 2022

Bertolt Brecht - Der kaukasische Kreidekreis

 


Autor

Brecht wurde 1898 in Augsburg geboren und war ein bekannter deutscher Dramatiker des 20. Jahrhunderts. Er wuchs in gesicherten bürgerlichen Verhältnissen auf. Bereits für eine Schülerzeitung schrieb Brecht als 15-jähriger Gedichte und Geschichten. Nach Notabitur und  kurzem Kriegshilfsdienst am Ende des ersten Weltkrieges arbeitete er als Hauslehrer, bevor er ein Medizinstudium begann. Aber sein Interesse galt nur der Literatur und er knüpfte früh Kontakte zu Schriftsteller und versuchte, im Kulturleben Fuss zu fassen. 

1922 wurde dann das erste Stück von Brecht an den Münchner Kammerspielen uraufgeführt ('Trommeln in der Nacht'), anschließend begann dann seine Erfolgsgeschichte. Ende der 1920er Jahre wandte sich Brecht dem Kommunismus zu, was dann auch in der Nazizeit zu seiner Emigration u.a. nach Dänemark und schließlich in die USA führte. Nach dem Krieg war hielt sich Brecht oft in der DDR auf, hatte dann aber nach dem Aufstand von 1953 Probleme ,it dem SED Regime, das dann auch einen langen Briefs Brechts an Ulbricht verfälschen verkürzte, was in Westdeutschland zur Absetzung seiner Stücke von den Spielplänen führte-

Brecht gilt als Gründer des so genannten Epischen Theaters, in dem statt Gefühle distanziertes Nachdenken beim Betrachter ausgelöst werden sollte, was durch starke Verfremdung realer Ereignisse geschieht. Seine heute noch erfolgreichsten Stücke sind wohl 'Mutter Courage und ihre Kinder', Der gute Mensch von Sezuan', was ich damals gelangweilt in der Schule gelesen, aber nicht verstanden habe und die 'Dreigroschenoper'. Er starb 1956.

Buch:

Das hier zu besprechende Theaterstück entstand 1944/45 während des Exils Brechts in den USA und wurde 1948 auch noch in den USA uraufgeführt. Die erste deutsche Aufführung fand erst 1954 in Berlin statt. Das Stück basiert auf einem Werk Klabunds, für das Brecht bereits die Idee geliefert hatte. Die Schauspielerin Luise Rainer kam zu Brecht mit dem Anliegen, so etwas spielen zu wollen. Daraufhin hat Brecht dann dieses Stück geschrieben, Rainer hat dann aber doch nicht in der Uraufführung mitgespielt.

Hauptfiguren:

Grusche Vachnadze, eine Magd
Lavrenti Vachnadze, ihr Bruder
Aniko, ihre fromme Schwägerin
Jussup, ihr Ehemann
Simon Chachava, ein Soldat
Azdak, erst Lump, dann Richter
Michel, Sohn der Frau des Gouverneurs



Inhalt und Rezeption:

Irgendwo im Kaukasus unmittelbar nach dem zweiten Weltkrieg diskutieren die Vertreter zweier Kolchosen über die zukünftige Verwendung eines bestimmten Stück Landes in einem Tal, das entweder wieder für die Herstellung von Käse wie vor dem Krieg dienen soll oder aber nun zur Produktion von Obst und Wein umgewidmet werden soll. Das Projekt für die Umwidmung hat die besseren Argumente. Zur Feier des Entschlusses tritt ein Sänger aus und singt ein altes chinesisches Stück über den 'Kreidekreis'.

Aus dieser Rahmenhandlung heraus geht es dann hinein in die Geschichte des Kreidekreises. In den Wirren um eine Meuterei gegen einen Gouverneur wird Simon beauftragt, die Frau des Gouverneurs (Natella Abaschwili) und ihr Kind (Michel) in Sicherheit zu bringen. Vorher trifft er aber auf die Magd Grusche, um deren Hand er anhält. Die Unruhen werden größer, so dass die Gouverneurin überstürzt, aber mit vielem ihrer Kleider, flieht und das Kind zurücklässt, das dann bei Grusche landet. Das Kind ist der Erbe des inzwischen ermordeten Gouverneurs und wird von den Aufständischen (der fette Fürst ) gegen Belohnung gesucht. Grusche nimmt sich des Kindes an und flieht mit ihm ins Gebirge, auf dem Weg erlebt sie allerlei Abenteuer.

Nach mehreren Tagen erreicht sie dann das Haus ihres Bruders. Da dessen Frau besonders fromm ist, gibt auf Rat ihres Bruders das Kind als ihres aus. Lavrenti sucht einen Mann für Grusche, um das Kind zu legitimieren. Es ist ein sterbenskranken Mann, an dessen Mutter er viel Geld zahlt, um die Ehe zu schließen. Dann ist der Krieg aus. Und plötzlich ist ihr Mann nicht mehr sterbenskrank, denn er wollte sich nur vom Kriegsdienst drücken. Nun muss Grusche widerwillig diese Ehe leben, wartet aber eigentlich auf ihren Geliebten Simon, dass er aus dem Kriege zurückkehren möge. 

Das passiert auch, aber Simon kann nicht glauben, dass das Kind nicht von Grusche ist und wendet sich ab, zumal gerade in dem Momente Panzerreiter kommen, um das Kind mitzunehmen und Grusche daher erneut behauptet, es sei ihr Kind, was Simon dummerweise auch noch mitbekommt. Krusche folgt den Panzerreitern in die Stadt, ein Richter muss nun entscheiden, wie es weitergeht. 

Dann wird die Geschichte dieses Richters erzählt, der erst eine skurrile Probeverhandlung führen muss, wobei nicht der eigentliche Kandidat erwählt wird, sondern der Lump Azdak, der den zu Verurteilenden spielte. Auf die Beschreibung weiterer Einzelheiten verschiedener Verhandlungen verzichte ich aber hier. Er verhält sich aus lauter Dummheit ein wenig wie Robin Hood, was ist aber die Moral dieser Person?
 
Michels Mutter hat nach Beendigung des Krieges ihren Anspruch auf ihren Sohn angemeldet. Ausgerechnet Azdak soll nun die Gerichtsverhandlung führen. Da Grusche das Kind aufgezogen hat. sieht es aber inzwischen als ihr eigenes Kind an, auch wenn aus dem Text keine emotionale Verbindung erkennbar wird. Weil der Richter nicht klären kann, wer wirklich die Mutter ist, malt er einen Kreidekreis, lässt das Kind in die Mitte stellen und die beiden Frauen an den Rand des Kreises und sie je eine Hand des Jungen nehmen.  Dann sagt er: "Die richtige Mutter wird die Kraft haben, das Kind aus dem Kreis zu sich zu ziehen." Grusche lässt das Kind los, will es nicht verletzten, woraufhin Azdak ihr das Kind zuspricht.


Lesespaßfaktor:

Die Handlung in diesem Theaterstück ist wie so oft in solchen Stücken ziemlich unrealistisch. Vor allem geht es nicht wirklich um die Motive der Personen für ihre Handlungen, sondern eher um Gleichnisse und Parabeln, die der Leser/Zuschauer in den Handlungen erkennen soll.Warum das ganze im Kaukasus spielt wird nicht erklärt. Die Protagonistin nimmt ein Kind auf, kümmert sich auch die Versorgung, aber dass sie das Kind wirklich liebt erkennt der Leser nicht. Daraus abzuleiten, die sozial(istisch)e Situation sei für das Kind wichtiger als die wahre Mutterschaft, das finde ich zu weit hergeholt. 

Und wieso ein Lump wie Azdak plötzlich Richter wird, das ist dann schon alles ein wenig kurios. Und dann soll er noch eigentlich ein guter Richter sein, na ja! Ferner ist die Handlung zu Beginn eigentlich völlig überflüssig, es wird später überhaupt nicht mehr Bezug aus sie genommen. Alles in allem finde ich das Theaterstück zwar leicht zu lesen, aber wirklich berührt es mich nicht.

Mittwoch, 1. Dezember 2021

Umberto Eco - Das Foucaultsche Pendel


Autor:

Den meisten Menschen ist Umberto Eco bekannt als Autor des wunderbar verfilmten Buches 'Der Name der Rose', das 1980 erschien. Eco wurde 1932 im Piemont geboren und starb 2016. Seine Erinnerungen aus der Jugend, insbesondere des Partisanenkrieges am Ende des 2. Weltkrieges hat er in zahlreichen Romanen verarbeitet. Nach seinem Studium der Philosophie und der Literatur hat er kurze Zeit beim Fernsehen gearbeitet, danach einige Jahre als Lektor in einem Mailänder Verlag. Ab 1963 dozierte er an verschiedenen Universitäten in Italien Ästhetik und visuelle Kommunikation, später als Professor für Semiotik (Zeichentheorie). Literarisch begann sein Erfolg bereits mit dem o.e. ersten Roman, er schrieb insgesamt sechs, das hier besprochene Buch ist sein zweiter Roman. Genretechnisch wird Eco der Postmoderne zugerechnet.


Montag, 25. Oktober 2021

Siegfried Lenz - Deutschstunde

 

Autor: 

Siegfried Lenz wurde 1926 in Ostpreußen geboren. Nach seiner Entlassung aus britischer Kriegsgefangenschaft studierte er Philosophie und Literaturwissenschaften. Ab 1948 publizierte er Kurzgeschichten, sein erster Roman folgte 1951. Lenz war Mitglied des Literatenzirkels "Gruppe 47". Der hier vorgestellte siebte Roman war sein literarischer Durchbruch, der ihm den heutigen Status als einer der wichtigsten Autoren der Nachkriegszeit einbrachte. Insgesamt verfasste Lenz 15 Romane und mehr als 100 Kurzgeschichten, Theaterstücke und Essays. Er starb im Jahr 2014.

Donnerstag, 26. August 2021

Hermann Hesse - Roßhalde


Autor

Hermann Hesse ist einer der wenigen deutschen Literatur Nobelpreisträger. Er wurde 1877 in Calw geboren und lebte viele Jahre seines Lebens in der Schweiz. Er war kurze Zeit Buchhändler, lebte aber seit seinem ersten Romanerfolg mit 'Peter Camenzid' ab 1904 als freier Schriftsteller. Er verarbeitet in seine literarischen Werke eigene Lebenswege, Träume und Erkenntnisse, die aber von einer wunderbaren Allgemeingültigkeit sind.

Buch:

Ich habe schon einige Romane Hesses gelesen, insbesondere der 'Steppenwolf' hat mich in jüngeren Jahren stark beeinflusst. auch die bekannteren großen Romane 'Narziss und Goldmund. 'Siddartha' und natürlich das 'Glasperlenspiel' habe ich mit großem Vergnügen gelesen. 'Roßhalde' erschien 1914 und ist ein eher früher Roman Hesses und es ist interessant zu sehen, was von der literarischen Klasse Hesses hier schon angelegt ist. Das Werk umfasst lediglich 158 Seiten. Ein Freund Hesses, der Maler war, stand Pate für die Hauptfigur des Romans. Autobiografische Bezüge gibt es auch zur Figur des kranken Kindes, Hesses Sohn erkrankte im Alter von 3 Jahren im Jahr des Erscheinens dieses Werkes ebenfalls an Hirnhautentzündung. Schließlich trennte sich auch der Autor im wahren Leben von seiner Frau, allerdings erst 5 Jahre nach der Publikation dieses Eheromans.

Hauptfiguren:

Johann Veraguth, Maler
Adele, seine Frau
Otto Burkhardt, sein einziger Freund
Pierre, sein jüngerer Sohn
Albert, sein älterer Sohn


Inhalt und Rezeption:

Der Name des Romans bezieht sich auf das Anwesen, das Johann, seine Frau und der jüngere Sohn zusammen mit einigen Dienern bewohnen. Der ältere Sohn wurde auf ein Internat geschickt, da das Verhältnis zum Vater zerrüttet ist, er hatte nach dem Vater ein Messer geworfen.

Die Ehe ist lange erkaltet, Johann leidet unter der emotionalen Kälte seiner Frau. Er hat sich neben sein Atelier zwei Zimmer anbauen lassen und lebt weitgehend getrennt von seiner Frau und konzentriert sich ganz auf seine Malerei, die ihm einige Erfolge beschert. Einzig sein jüngerer Sohn Pierre hält ihn in Roßhalde, der Junge ist das Bindeglied und Objekt seiner ganzen Liebe.

Sein einziger Freund Otto, den er schon aus Kindertagen kennt und der in Indien lebt, kündigt seinen Besuch in Roßhalde an. Zur gleichen Zeit kommt auch Albert in den Sommerferien zurück ins Elternhaus. Johann verbringt einige intensive Tage mit Otto, der ihm gegen Ende seines Besuchs und nach seiner eigenen Beobachtung der Zustände im Haus den dringenden Rat gibt, die Familie zu verlassen und zumindest zeitweise mit ihm nach Indien zu kommen, damit er sich nicht selbst völlig verliert. So sagt er zu Johann, der ich in sein Atelier wie in eine Burg eingeschlossen hat:
    "Glücklich ist, wer hofft!"
Und genau diese Hoffnung ist Johann abhanden gekommen. Aber Johann kann sich zunächst noch nicht entschließen, eine solche fundamentale Veränderung in seinem Leben vorzunehmen, da er Pierre nicht verlieren will und seine Frau ihm eindeutig verwehrt hat, Pierre mit sich zu nehmen.

Als Johann für sich doch entscheidet, seine Familie zu verlassen, erkrankt Pierre. Zunächst wirkt er nur antriebslos, so als spüre er die Spannung zwischen seinen Eltern und rebelliert dagegen. Aber dann wird deutlich, dass der Junge doch ernstlich erkrankt ist, der Arzt diagnostiziert schließlich eine Hirnhautentzündung, an der Pierre schließlich stirbt. Während seines letzten Aufbäumens vor seinem Tod hat Adele in der Hoffnung, der Sohn möge doch überleben, Johann versprochen, er könne Pierre haben, aber es ist zu spät. Johann regelt alle finanziellen Dinge und trennt sich schließlich von seiner Frau.


Lesespaßfaktor:

Die Geschichte wird  hauptsächlich aus der Sicht von Johann geschildert, erst gegen Ende wird auch die Ehefrau etwas näher charakterisiert und ihre Gefühle bekommen ein gewisses Profil. Der ältere Sohn als Sohn der Mutter spielt nur eine untergeordnete Nebenrolle, die Ursachen des schlechten Verhältnisses zum Vater werden nur angerissen. Teilweise beschreibt Hesse die Familiensituation auch aus der Perspektive des siebenjährigen Pierre, der seine Gefühle noch nicht so in Worte fassen kann, dass sein Vater ihn wirklich versteht.

Im Mittelpunkt steht Johann, seine Freundschaft zu Otto, seine Liebe zu Pierre und seine Passion für seine Malerei. Der kurze Roman ist eine wunderbare Parabel über Freundschaft, Einsamkeit in der Ehe und Verlust.